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Die Vorbereitungen auf die Fachmesse für Naturstein Stone+tec 2024 laufen – Gute Stimmung im Steinmetzhandwerk

Die Auftragslage am Bau ist noch gut und die Nachwuchs-Kampagne „Stein macht stolz“ läuft erfolgreich, gleichzeitig wird der Fachkräftemangel zur immer größeren Herausforderung. Während die Vorbereitungen auf die Stone+tec 2024 bereits laufen, gibt es ein aktuelles Stimmungsbild aus dem Steinmetzhandwerk.

Nürnberg – Die nächste Stone+tec findet vom 19. bis 22. Juni 2024 in der Messe Nürnberg statt. Bereits jetzt haben sich zahlreiche Aussteller aus dem In- und Ausland für die Fachmesse angemeldet und alle drei Angebotsbereiche – „Bauen mit Naturstein“, „Ausrüstung für Profis“ und „Ort der Erinnerung“ – sind gut gebucht. Die Stone+tec befindet sich auf dem richtigen Weg, um das Wachstum fortzusetzen. Das Thema „Nachhaltiges Bauen mit Naturstein“ spielt sowohl auf der Messe als auch im parallel stattfindenden Congress eine wichtige Rolle, dabei werden die Vorteile von Naturstein in den Fokus gestellt. Das Angebot an Sonderthemen, wie Küchenarbeitsplatten, Garten- und Landschaftsbau aber auch Werkzeuge und Transport, soll auf der Stone+tec noch mehr hervorgehoben werden. Die Messe richtet sich an alle Stein-Bearbeiter aus Bau, Friedhof, Denkmal und Gestaltung sowie an Bauträger, Planer und Architekten. Der begleitende Congress bietet die Möglichkeit zur fachlichen Weiterbildung. Die Verleihung des „Deutsche-Naturstein Preises“ findet wieder auf der Stone+tec statt.

Aktuelles Stimmungsbild im Steinmetzhandwerk

Die Steinmetze in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben derzeit noch gut zu tun, so lautet das Ergebnis einer Umfrage vom Juni 2023 unter den Bundesinnungsmeistern und Geschäftsführern der Dachorganisationen im deutschsprachigen Raum. Obwohl die Baubranche allgemein von starken Einschnitten betroffen ist, erweist sich vor allem das Steinmetzhandwerk mit einer guten Auftragslage als krisenresistent.

Bundesinnungsmeister Markus Steininger vom BIV, Bundesverband Deutscher Steinmetze, beurteilt die Stimmung im deutschen Steinmetzhandwerk derzeit als überwiegend positiv. Die Auftragslage ist demzufolge bei den vorwiegend im Baubereich tätigen Betrieben noch sehr gut, im Grabmalsektor hingegen verläuft es regional sehr unterschiedlich. Aufträge im Bereich Restaurierung werden zum Anfang 2024 eher abnehmen, da die öffentlichen Auftraggeber auf der Bremse stehen.

Für 2024 erwartet der Bundesinnungsmeister insgesamt ein Nachlassen der Auftragsdichte. Als Gründe dafür führt er an, dass es einerseits bei größeren Gebäuden derzeit kaum Baubewilligungen gibt, viele Grundstücke von den Bauherren mangels ausreichender Finanzierung zurückgegeben werden und die öffentliche Hand generell auf der Bremse steht. Als Lösung sieht Markus Steininger eine möglichst hohe Flexibilität der Betriebe und die Bereitschaft, neue Sparten zu erschließen, beispielsweise den Garten- und Landschaftsbau: „Seit langem appelliere ich an alle Unternehmen, über den eigenen Tellerrand zu blicken und aus der Komfortzone hinauszutreten,“ sagt Markus Steininger. Besonders wichtig sei, die Eigenfertigung zu stärken. Eigenfertigung ist anspruchsvoller, biete in Verbindung mit einer vorausschauenden Lagerhaltung aber die Sicherheit, bei Engpässen und bei kurzfristigen Kundenanfragen flexibel reagieren zu können. Besonders betont der Bundesinnungsmeister die Bedeutung des kollegialen Austauschs: „Gemeinsam ist jeder stärker. Genau das ist auch der Sinn einer Fachmesse. Nur auf einer Fachmesse mit vielen Anbietern erhalte ich einen Überblick und kann durch den direkten Vergleich Trends schneller erkennen als auf der Hausmesse eines einzelnen Anbieters.“

Die Geschäftsführerin des BIV und des Berufsbildungswerks bbw, Sybille Trawinski, freut sich besonders über die gute Entwicklung bei der Nachwuchskampagne „Stein macht stolz“: „Viele Innungen und Betriebe haben schon Werbemittel und unsere Messetheke sowie Rollups bestellt. Unser Instagram-Kanal läuft sehr dynamisch. Wir entwickeln fortlaufend neue Angebote, aktuell einen Film, der für die Ausbildung im Steinmetzhandwerk wirbt und auf Messen, in Schulen, im Betrieb etc. eingesetzt werden kann.“

Ein großes Thema für den BIV und seine Mitgliedsbetriebe ist die Nachwuchsgewinnung: „Wir diskutieren viel darüber, wie wir unseren Nachwuchs motivieren und unterstützen können, damit dies nicht nur von den Ausbildungsbetrieben geleistet werden muss. Das Berufsbildungswerk hat hier eine zentrale Funktion. Wir stehen in engem Kontakt mit den überbetrieblichen Ausbildungsstätten und den Berufsschulen“, erklärt Sybille Trawinski.

Große Probleme bereitet vielen Betrieben der weiter zunehmende Bürokratieanspruch der EU, des Bundes und der Länder. Beim Personal, in der Betriebsführung oder im Arbeitsschutz – die Anforderungen werden immer größer. Gleichzeitig werden immer mehr Gesetze und Vorgaben beschlossen, die den Betrieben das Leben schwer machen, zum Beispiel das Lieferkettengesetz sowie das geplante Bleiverbot.

Für die zweite Jahreshälfte 2023 sieht Sybille Trawinski nicht zuletzt wegen der eher negativen wirtschaftlichen Stimmung die Steinmetze mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Eine verlässliche Prognose sei daher schwierig, aber „positiv betrachtet hat das Steinmetzhandwerk schon viele Krisen bewältigt und wird auch in Zukunft hoffentlich wie sein Material fest stehen“, zeigt sich die BIV-Geschäftsführerin zuversichtlich.

Reiner Krug, Geschäftsführer vom DNV, dem deutschen Naturwerkstein-Verband e.V., attestiert den Mitgliedsbetrieben eine derzeit noch gute Stimmung. Ebenso sei auch die Auftragslage noch gut. Aufgrund der allgemeinen Baukonjunktur werde jedoch mit Auftragsrückgängen gerechnet. Die größten Herausforderungen sieht der DNV-Geschäftsführer in den Energiepreisen, in der nachlassenden Baukonjunktur, im Arbeitskräftemangel und in den gestörten Lieferketten. Die Situation zwischen kleinen und großen Betrieben unterscheidet sich laut Reiner Krug nicht wesentlich. Kleinere Betriebe können aus seiner Sicht jedoch flexibler auf aktuelle Marktveränderungen reagieren.

Wolfgang Ecker als Vorsitzender der Berufsgruppe Steinmetz in Österreich sieht die österreichischen Betriebe vor den gleichen Herausforderungen wie jene vieler anderer Branchen: Es sei schwierig, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden, dazu kommen dauerhaft hohe Energiekosten und eine Preisentwicklung, die man so seit Jahrzehnten nicht kennt. Viele Betriebe spüren, dass für zahlreiche Kunden und Geschäftspartner die allgemeine wirtschaftliche Situation herausfordernder wird. Zugleich stellt Wolfgang Ecker der Branche ein gutes Zeugnis aus: „Ich weiß aus vielen persönlichen Gesprächen, dass die Betriebe diese Situation mit viel Mut, Innovationskraft und Kreativität angehen. Das ist für mich immer wieder beeindruckend.“

Die Auftragslage unterscheidet sich laut Wolfgang Ecker von Betrieb zu Betrieb und dem jeweiligen Produktbereich. Der Rückgang beim Bau von Einfamilienhäusern wirkt sich auch auf viele andere Gewerke aus. Andere Bereiche, wie Friedhofs-Steinmetze oder die Denkmalpflege, sind laut Wolfgang Ecker weniger davon betroffen. Als größte Herausforderung für die Steinmetze schätzt auch Wolfgang Ecker die Suche nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein: „Die eine große Lösung dafür gibt es nicht, wir müssen an vielen Rädchen drehen. Eines davon ist die Lehre. Sie bietet nicht nur jungen Menschen viele Chancen und Perspektiven, von der Fachkraft über den Meister bis zur Selbstständigkeit. Auch für Betriebe hat die duale Ausbildung Vorteile. Damit stellen sie sicher, dass sie schon früh jene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für sich gewinnen können, die gut zum Unternehmen passen.“

Die Stimmungslage im schweizerischen Steinmetz- und Bildhauerhandwerk bezeichnet Jörg Depierraz als Geschäftsführer vom NVS, Naturstein-Verband Schweiz, als gut: „Die Auftragslage der Unternehmungen des Naturstein-Handwerks und der Naturstein-Industrie ist in der Schweiz gut. Die Nachfrage nach Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern beispielsweise übersteigt das Angebot nach wie vor deutlich; daran ändern auch die steigenden Zinsen nichts.“ Als die größten limitierenden Faktoren nennt Jörg Depierraz Engpässe in den Zulieferketten und vor allem den dramatischen Fachkräftemangel: „So werden wir bei den Kundinnen und Kunden mittelfristig wohl für mehr Verständnis werben müssen, dass die Leistungserstellung mehr Zeit in Anspruch nehmen wird als bisher.“ Selbstredend seien auch die Schweizer Unternehmen mit steigenden Energiepreisen konfrontiert. Die Schweizerinnen und Schweizer haben Mitte Juni zwar das „Bundesgesetz über die Ziele im Klimaschutz, die Innovation und die Stärkung der Energiesicherheit“ angenommen – doch ein Plan, wie die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2050 gemäß dem so genannten „Netto-Null-Ziel“ Null betragen sollen, besteht laut Jörg Depierraz nicht.

Die Fachmesse Stone+tec – internationales Kompetenzforum für Naturstein und Steintechnologie findet vom 19. bis 22. Juni 2024 in der Messe Nürnberg statt.

Für weitere Informationen: www.stone-tec.com 

Text und Recherche: Richard Watzke